Zukunftsvision Kanal zwischen Inde- und Hambachsee

Guido Jansen – 07.04.2022 / Dürener Zeitung / Seite 13 / DÜREN [/2.0/#/read/az-d/20220407?page=12&article=127699907]
Ein Kanal zwischen den künftigen Seen
Der Kreis Düren und der Rhein-Erft-Kreis prüfen die Verbindung der späteren Tagebau-Seen Inden und Hambach.
Wann das erste Boot auf dem neuen Kanal zwischen den Seen schippern kann, die heute noch die Tagebaue Inden und Hambach sind, ist nicht absehbar. Ob der Kanal zwischen den künftigen Seen überhaupt kommt, steht auch noch nicht fest. Aber genau das ist die neue Vision – ein Kanal zwischen dem Indesee und dem Hambachsee. Und die ist seit Mittwoch erstmals erkennbar.

Am Mittwoch nämlich haben die Bürgermeister der betreffenden Tagebauanrainer-Kommunen und die Landräte des Kreises Düren sowie des Rhein-Erft-Kreises eine Absichtserklärung unterschrieben. Die Unterschriften, geleistet auf der Indener Goltsteinkuppe mit Blick in den Tagebau Inden, haben zur Folge, dass die beiden Kreise eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, die alle wesentlichen Fragen beantwortet.
Unterzeichnung u. Visualisierung der Ideen
Ist das Projekt realisierbar? Wo kann der Kanal verlaufen? Wie breit und wie tief soll er sein? Wie sollen Wasser und Schiffe den Unterschied zwischen dem höher gelegenen Tagebau Hambach und dem Tagebau Inden überwinden? Was kostet das alles? Und wann könnte mit dem Bau des Kanals begonnen werden?
Es dauert noch Jahrzehnte
Jens Bröker, der Geschäftsführer der Indeland GmbH, die dafür da ist, die Zukunft rund um den Tagebau Inden zu gestalten, wenn der nicht mehr betrieben wird, deutete an, wie lange es dauern könnte, bis die zwei Tagebau-Seen über einen Kanal verbunden sind. “Meine Enkeltochter wird noch nicht im Altenheim leben”, sagte er. Dazu muss man wissen, dass Brökers Enkelin ihre ersten Schritte noch tun muss. Anders ausgedrückt: Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis der Kanal fertig ist, wenn er denn begonnen wird. Vermutlich so viele Jahrzehnte, dass viele der Menschen, die gerade damit anfangen, den Wasserweg zu planen, den Abschluss des Projekts nicht mehr erleben.
Initiator des Kanals mit dem Arbeitstitel “Seeverbindung Inde- und Hambachsee” ist der Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU). Der erzählt immer gerne vom Münchner Umland mit den vielen namhaften Seen.
Privat hält sich Spelthahn dort häufiger auf. Und er beobachtet dabei, wie die Region sich entwickelt. “Die fünf reichsten Kreise in Deutschland liegen in der Seenlandschaft um München herum”, berichtet Spelthahn. Die Region sei ein Magnet geworden für Tourismus, Freizeit, Gewerbe und Handel. “Unsere Ausgangslage ist noch besser”, sagte Spelthahn. 1,8 Millionen Menschen lebten im Umland der künftigen drei Seen, die heute noch Tagebaulöcher sind.
Der Kanal zwischen Hambach und Inden erhöhe die Attraktivität der Region. Das bewertet Frank Rock (CDU) so, der Landrat des Rhein-Erft-Kreises. Der Kreis finanziert die Machbarkeitsstudie zu einem kleineren Teil mit. Der Kanal der Zukunft verlaufe zwar komplett auf dem Gebiet des Kreises Düren. Aber: “Unsere Städte Elsdorf, Kerpen und Bedburg liegen am künftigen Hambachsee. Es steigert die Attraktivität des Sees erheblich, wenn man in Zukunft irgendwann von Kerpen aus losschippern kann und dann in Inden anlegen kann.”
Auch, wenn das noch weit weg ist, erklärte Spelthahn, dass er willens sei, “möglichst bald den ersten Spaten in den Boden zu rammen”. Vorstellbar sei, dass der Baubeginn des Kanals etwa in den Jahren erfolgen könnte, in denen der Braunkohleabbau in den Tagebauen Hambach und Inden ende, also zwischen 2028 und 2030. Bis dahin soll das Projekt beschlossen und die Finanzierung dafür klar sein. Bis die Tagebaue komplett mit Wasser befüllt sind und somit auch der Kanal geflutet wäre, vergehen ab 2030 wenigstens 20 bis 30 Jahre.
Der genaue Verlauf steht noch nicht fest und muss sich in der Machbarkeitsstudie zeigen. Denkbar ist die Trasse, die ursprünglich als Transportweg geplant war für den Abraum aus Hambach, mit dem das Indener Loch verfüllt werden sollte. Bevor die Idee immer populärer wurde, die Löcher in Seen umzuwandeln, war angedacht, sie wieder zuzuschütten. Die Pläne sind tief in den Schubladen verschwunden. Die Trasse ist aber nach wie vor gewidmet. Sie ist knapp sechs Kilometer lang und verläuft zwischen Hambach und Niederzier. Das bedeutet folgerichtig, dass der Kanal irgendwann mal die Rur kreuzt. Wie das genau funktionieren soll – das ist eine weitere Frage, die mit der Studie beantwortet werden soll.
“Wichtig ist, dass die heutige Generation den Kanal auch nutzen kann”, sagte der Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller (CDU). Derzeit gibt es Ideen, entlang des künftigen Kanals einen begrünten Radweg einzurichten, eine Art grünes Band, das später parallel zum blauen Band verlaufen soll. Damit soll der Kanal der Zukunft früh sichtbar werden.
Guido Jansen – 07.04.2022 / Dürener Zeitung / Seite 13 / DÜREN [/2.0/#/read/az-d/20220407?page=12&article=127699907]