Cyber-Institut in Düren vorgestellt

Cyber-Institut geht im Oktober ans Netz
Zusammenarbeit des Kreises mit der Fachhochschule des Mittelstands
Studium Cyber- und Computersicherheit.
VON PATRICK NOWICKI
Kreis Düren
Räume im Berufskolleg für Technik nutzte Landrat Wolfgang Spelthahn, um Dürens Zeit als Hochschulstandort einzuläuten. Dort nimmt die Fachhochschule des Mittelstands (FhM) ihre Dürener Zweigstelle in Betrieb, den neunten Standort in Deutschland. Wie viele junge Menschen dort mit dem Start am 1. Oktober tatsächlich ihr Studium aufnehmen, weiß allerdings noch niemand genau.
Zunächst bietet die Hochschule zwei Studiengänge an: Digital Business Management und eben „Cyber and Computer Security“. Bei letzterem sitzt die University of Gloucestershire aus Großbritannien mit im Boot. Für Spelthahn gehört die Vertragsvereinbarung mit der privaten Fachhochschule zur Wachstumsstrategie und zum Strukturwandel im Kreis: „Die Bildung ist die wertvollste Ressource des Menschen“, sagte er, „Unternehmen werden sich dort ansiedeln, wo sie die bestausgebildeten Kräfte finden.“
Für ein einstimmiges Votum
Die Gespräche mit der Fachhochschule liefen schon länger. Mit Vertretern aller Fraktionen wurde ein Arbeitskreis gebildet, um letztlich ein einstimmiges Votum im Kreistag zu erreichen. Schließlich geht es um viel Geld: 4,28 Millionen Euro nimmt der Kreis maximal in den kommenden fünf Jahren in die Hand, um den Start der Fachhochschule anzuschieben. Mittelfristig soll ein moderner Hochschulcampus in der Stadt Düren angestrebt werden – wenn die Anmeldezahlen und wirtschaftlichen Voraussetzungen stimmen.
Aus der Erfahrung von bisher acht Standorten geben sich die Vertreter der Fachhochschule optimistisch: „Der Kreis Düren mit seiner mittelständischen und industriellen Ausrichtung und der Perspektive des Strukturwandels passt sehr gut zu uns“, sagte die Rektorin Professor Dr. Anne Dreier. Die Hochschule will nämlich im Zuge der Lehre und Forschung auch Weiterbildungen und Kooperationen mit Unternehmen anbieten.
Eines der beiden Themen, die zu Beginn in Räumen des Berufskollegs angeboten werden, erhielt gestern eine besondere Aktualität. Die Hacker-Gruppe „Revil“ zeigt mit ihrer Lösegeld-Forderung in Höhe von 70 Millionen US-Dollar, wie wichtig die Sicherheit für Unternehmen im Netz geworden ist. Dies gelte nicht nur für große Konzerne, auch kleinere Mittelständler seien heutzutage im Netz und damit global präsent, sagte Professor Dr. habil. Richard Merk, der Initiator der Fachhochschule. Grundsätzlich richte sich die Fachhochschule nach dem Bedarf der Studierenden und der Unternehmen: „Wir haben das Wissen und Können, schnell einen Studiengang aufbauen zu können“, sagte er.
Mit Merk und 54 Studierenden begann die Geschichte der FhM vor 21 Jahren in Bielefeld. Inzwischen lehren 95 Professoren an den acht Standorten. Die Zahl der Studierenden beträgt mehr als 5300. Düren ist die neunte Niederlassung. „Jeder Campus hat seinen eigenen Charakter“, schilderte Professor Dr. Volker Wittberg. In Düren stellt in seinen Augen die Zusammenarbeit mit der britischen Hochschule in Form eines Studienangebotes eine Besonderheit dar: „Es kann fast davon gesprochen werden, dass dies in der Hochschullandschaft Deutschlands einmalig ist“, meinte er. Was alle Standorte eint: die Verbindung zu den Unternehmen und zur Praxis. Der Kreistag verbindet damit auch eine Stärkung des Kreises Düren.
Die Werbekampagne für die Studiengänge läuft bereits weltweit. In China und Indien habe man laut Merk bereits auf das Angebot aufmerksam gemacht. Die bei privaten Hochschulen üblichen Gebühren würden mit 7500 Euro pro Jahr für ein Vollstudium in der FhM im internationalen Vergleich günstig ausfallen. „In anderen Ländern sind das Doppelte und mehr üblich“, meinte Merk.
Ohnehin stehen private Anbieter in einem ständigen Wettbewerb. Aus diesem Grund habe man den Markt immer im Blick, meinte Rektorin Dreier. „96 Prozent unserer Absolventen haben anschließend eine Arbeitsstelle gefunden“, sagte sie. Bei den übrigen vier Prozent handele es sich im überwiegenden Teil um Menschen, die ihre Studien fortsetzen.
Jährliche Personalkosten
Die Anschubfinanzierung des Kreises setzt sich unter anderem aus jährlichen Personalkosten für Sekretariat, zwei Stiftungsprofessuren und Verwaltung sowie der Raummiete, der Einrichtung eines Cyber-Labs und Lizenzen für Hard- und Software zusammen. Diese Starthilfe sehen die Verantwortlichen im Kreis wie der für den Strukturwandel zuständige Stabsstellenleiter Jens Bröker unter anderem als „Investition in eine zukunftsgerechte Bildung und Strukturentwicklung“.
Das passende und aktuelle Startthema wurde mit der Internetsicherheit und Digital Business Management bereits gefunden. Weitere sollen folgen. Welche das sind? „Das wird die Nachfrage zeigen – grundsätzlich sind auch die Bereiche Gesundheit und Soziales interessant“, betonte Wittberg.
06.07.2021 / Dürener Zeitung / Seite 13 / DÜREN [/2.0/#/read/az-d/20210706?page=12&article=109750731]